Vom Big Apple in die Khao San Road - Zimt und Pflaume umrunden die Welt. Stationen sind Kenia, New York, L.A., Neuseeland, Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Thailand und Vietnam.

Freitag, März 23, 2007

Vom Haeuserbauen und Schweinekastrieren

Der Nachtbus von Melbourne nach Sydney faehrt 12 Stunden - wir sind inzwischen beide Richtungen damit gefahren. Aber das ist nur die halbe Wahrheit und viel zu knapp beschrieben, eine kurze Zusammenfassung unserer Erlebnisse in Australien, wo Saskia gerade abhebt und ich in ein paar Stunden auch in den Flieger steige.

Wir sind naemlich gar nicht nach Sydney gefahren, sondern nach Goulburn zu meiner Grosstante Inge und ihrem Mann Horst. Die beiden leben in Gundary, was soweit im Busch liegt, dass Inge, wenn sie von Nachbarn spricht, in Richtung Horizont deutet und uns ein gewisses Gefuehlt der Abgeschiedenheit beschleicht.

Die beiden haben sich 100 ha Busch gekauft (inzwischen die Haelfte verschachert) und ein sehr schoenes Haus hineingebaut. Nachdem die letzten sieben Jahre Trockenheit herrschte, hat es nun geregnet und schlagartig wurde alles gruen - sieht aus wie Irland. Durch den Wald haben Inge und Horst Wanderwege geschlagen und wenn man will kann man ungefaehr eine Stunde durch das eigene Gehoelz laufen. Muss man nur aufpassen, dass man nicht auf eine der schweinegiftigen brown snakes tritt, die die giftigste Schlange Australiens ist und ueberall ihr Unwesen treibt. Aber alles halb so wild, haben auch eine gesehen, aber sie hat uns nix getan.

Leider hab ich jetzt nicht mehr die Zeit viel ueber Horst und Inge zu schreiben, auch wenn es mir viel Freude bereiten wuerde, nur soviel: Beide sind alleine ausgewandert, als Australien Einwanderer gesucht hat (Nach dem II. WK) fuer 10 Mark hat man Schiffahrt, Papiere und Verpflegung bekommen - also sind viele Abenteurer losgezogen. Horst war 17 oder 18, Inge nicht viel aelter. Natuerlich war hier nichts Gold, obwohl alles glaenzte. Horst raste einem Jobangebot (Fruit picking) nach Queensland hinterher und musste dann enttauscht und pleite zu Fuss und per Anhalter 2000 Kilometer zurueck nach Sydney. Das muss man sich vorstellen in einer Zeit, wo es lang nicht so viel (ahem.. soo viel) Verkehr wie jetzt in Australien gab und vielleicht ein Viertel soviel Menschen.
Inge hat viele verschiedene Jobs gemacht, aber meistens in Hotels in der Kueche gearbeitet. Und nach elf Jahren dort, darf ein Laie eine Kochpruefung machen und voila nun war sie Chefkoch.
Horst wurde dann Lokomotivfuehrer und seit er in Pension ist schnitzt er begeistert. Pro Woche bastelt er vier riesige Feuerwehrautos mit allem PiPaPo, fuer beduerftige Kinder als Weihnachtsgeschenk. Uns hat er eine riesige Freude gemacht, als er uns zwei slebstgemachte Kugelschreiber geschenkt hat - jetzt denkt ihr bestimmt an so krumme Dinger, ne meine Freunde, piek fein aus wunderschoenem Holz mit goldener Fassung und alles selbstgemacht...
wir sind ungern weitergefahren.

In Sydney waren wir auch dementsprechend demotiviert unser Hostel war scheisse, teuer und ein Bunker (Zimmer 1023) und die Stadt war auch noch richtig uninteressant. (Sorry, Aussies)
Wir haben uns in den Botanischen Garten gerettet und ein bisschen flaniert .. nun ja es hat geregnet und dann sind wir (Achtung!) in die Bibilothek gegangen und haben Zeitung gelesen. So wurde es doch noch ein bisschen interessant. Uebrigens nicht nur ein Tipp fuer fade Staedte und langweilige Nachmittage: Artikel zusammen lesen und danach darueber diskutieren.

Als wir dann up to date waren, sind wir innerhalb unsers Hostels umgezogen und zwar in einen Schlafsaal mit 28 anderen - was uns wenigstens mehr Platz verschuf, als in dem kleinen Kabuff wo wir vorher waren. Am naechsten Tag sind wir mit der Faehre nach Manly gefahren, was eine Hafenrundfahrt vollends ersetzt und ein Drittel kostet (und man steigt an einem anderen Ort aus, als man einsteigt!). In Manly gibt es ein bisschen Strand und Leute zu beobachten - um ehrlich zu sein, wir haben die Zeit in Sydney halt so rumgebracht. Und in der Nacht sieht das Opera House und die Harbour Bridge (die uebrigens 75 wurde und kurz nach unserer Abfahrt riesig gefeiert wurde) ganz nett aus. (Am Tag eher ein bissl vergilbt.)

Wir sind dann an der Ostkueste entlang gefahren um endlich zu wwoofen - das heisst auf Farmen fuer Unterkunft und Essen arbeiten und dabei alternative Lebensweise kennenlernen. Wir kamen bei Tacye unter und wurden gleich mal in ordentliche Farmarbeit eingefuehrt, als wir einer anstaendigen Schweinekastration beiwohnen durften. Dabei wird das Ferkel an den Hinterbeinen gepackt, was es unheimlich quietschen laesst - aber man laesst es nicht auskommen und packt es in einen Jutesack, wo dann nur das Hinterteil rausschaut. Einer setzt sich dann auf das Ferkel (und derjenige sollte kraeftig sein!) und haelt es fest, wahrend der andere einen sauberen (also moeglichst) Schnitt am Schweinehoden macht und dann das erste Ei herausholt und abtrennt und dann das zweite Ei.

Alles halb so wild, die Ferkel haben ein kurzes Gedaechtnis und tollen eine Minute spaeter herum, als wenn nix gewesen waere. Das war natuerlich nicht alles, was wir auf der Farm gemacht haben, wir haben auch Pferdeapfel eingesammelt, sind Traktor gefahren und haben Kartoffeln geerntet.

Leider gab es dann einen tragischen Zwischenfall in Tacyes Familie und sie musste nach England nach Hause, weil ihr Vater gestorben war. Wir sind dann zu Freunden gekommen: Nick und Jenny in Tilba, die zwei richtig nette Kinder um die zehn haben. Leider mochten wir den Papa nicht so leiden, was wir aber nicht ausbreiten wollen. Wir haben der Familie jedenfalls geholfen ihr eigenes Haus zu bauen, aus mud bricks - was soviel ist, wie Dreck mit Wasser und daraus Backsteine gemacht. Es war recht interessant und die Arbeit lustig. Doch dann hab ich mal wieder einen Beweis meiner wackligen Gesundheit geliefert und bin mit Schuettelfrost und 38,9 Grad Fieber ins Bett gefallen - Dehydration. Zu wenig getrunken.

Dann haben wir uns noch richtig was getraut und sind ein bisschen per Anhalter gefahren - weil wir das auch mal machen wollten. Hat gut funktioniert, bloed nur, dass die erste die angehalten hat, gleich ihre Plaene geandert hat und uns dorthin gefahren, wo wir hinwollten (inklusvie kleiner Sightseeingtour) - so dass wir nur eine Hitchhike-Erfahrung machen konnten. Es war trotzdem klasse und wir haben unseren Bus gekriegt und sind jetzt in Melbourne - das heisst Saskia fliegt gerade nach Singapur - keine Sorge, von dort fliegt sie dann nach Bali, wo wir uns treffen.

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