Vom Big Apple in die Khao San Road - Zimt und Pflaume umrunden die Welt. Stationen sind Kenia, New York, L.A., Neuseeland, Australien, Indonesien, Singapur, Malaysia, Thailand und Vietnam.

Donnerstag, Mai 17, 2007

Kostprobe gefaellig ... ?

Nach beinahe zweieinhalb Monaten Asien, koennte man meinen ich haette mich an die Lebensweise gewoehnt. Doch irgendwas, muss ich essentiell falsch machen. Ich habe mir mehrfach den Kopf angehauen, mir den linken grossen Zeh gestossen, den rechten Ballen aufgerieben, den Zeigezeh (also den neben dem grossen) am rechten Fuss angeschlagen, eine tiefe Fleischwunde am linken Fussruecken, an der rechten Hand hab ich eine staendig aufplatzende Verletzung und am Oberschenkel einen ueblen Ausschlag. Magentechnisch kaempfe ich mit chronisch wiederkehrender Verstopfung und bei dem Geziefer, dass mich schon alles gestochen hat, erwarte ich demnaechst den Ausbruch eines anstaendigen Dengue-Fiebers, wenigstens aber Malaria. Achja, nicht zu vergessen, die zwei Stromschlaege, die ich abbekommen hab.

Es ist tatsaechlich ein Abenteuer - na oder ich bin tatsaechlich ein Tollpatsch.

Aber weil das Durchstehen all dieser Widrigkeiten ja auch belohnt wird, konnte ich in den letzten ein einhalb Wochen, seit ich bei Nittaya bin, einiges lernen. Zum Beispiel: Tada!

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!270!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Thai-Vokabeln. Dass ich die Zeit finde sie zu zaehlen, laesst auch auf meinen langsam erschoepften Lerneifer schliessen. Ich muss aber zugeben, dass sich die Kommunikation durch diesen Fortschritt (Jetzt mal im ernst, das ist schon scheiss viel in einer Woche) deutlich verbessert. Wer muss, der muss sag ich. Deswegen will ich euch gerne eine kleine Kostprobe meines Koennes darbieten :)

ผม ชีอ โธมาส! ผม อย่ กับ ฒิทายา.
Pom chue Thomas! Pom yoo gap Nitaya. Khor tot, mai ree-an kee-an pen pasa thai laa-ou, dah pom pood nit-noy. Kee-an see-a wairlah :) Wannee pen tee-sorng wannee tee rorn ree-an. Nak seuk sah gamlang ree-an chah-chah. Pom kit wah, kow mai chorp pasa angkrit, dah kow chorp pom :)
Jan ja hoo-a ro, pro wah pasa thai korng pom kue pid...

Ich hab das Woerterbuch auch nur extensiv benutzt! Damit niemand auf die Idee kommt unsere Seite aus Jugendschutz grunden aus dem Netz zu entfernen, eine fixe Uebersetzung:
Ich heisse Thomas! Ich lebe bei Nitaya. Tschuldigung, ich hab noch nicht gelernt auf thai zu schreiben, aber ich spreche ein bisschen. Schreiben ist Zeitverschwendung. Heute war der zweite Tag in der Schule. Die Schueler lernen langsam. Ich denke sie moegen Englisch nicht besonders, aber mich moegen sie dafuer...
Jan wird sich den Arsch ablachen, weil mein Thai total verkehrt ist...

Ja die Sache mit der Schule ist so eine Sache, da muss ich erstmal drueber nachdenken, bevor ich da zuviel in den Blog schreibe. Es ist dafuer so einiges geschehen, ausserhalb der Schule.

Erstmal war ich shoppen. Das ganze hat sich ergeben, als wir den zweiten Freiwilligen (Joerg) vom Bus holen wollten. Der gute Mann kam aber leider nicht, weswegen er meine Gastgeberin in einen tiefen Sorgenanfall gestuerzt hat. Er kam auch erst zwei Tage nach dem geplanten Treffen auf die Idee zu schreiben, dass er nicht kommt. So werde ich jetzt bis Juli alleine sein, dann kommt eine ganze Horde Freiwilliger aus Daenemark, Frankreich und was weiss ich wo noch. Gekauft habe ich dann auch noch Secondhand klamotten und hab schwer gehandelt, so dass ich eine Hose und ein Hemd fuer schlappe 4 Euro mit nach Haue nehmen konnte. Sieht schick und neu aus :)

Es ist mir uebrigens eine Freude die einzigartige Professionalitaet in diesem Projekt zu beschreiben. Nittaya hat den Freiwilligendienst vor zwei Jahren gestartet und mit Greenway e.V. zusammengearbeitet. Diese Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt English in Sued-Ost-Asien zu verbreiten. Die Freiwilligendienste die sie dazu anbieten sind allerdings zweifelhaft, da sie viel kosten und durch minimale Betreuung, bzw. Massenabfertigung mehr Abenteuerreisen, als Freiwilligendiensten gleichen. Dementsprechend hatte Nittaya im letzten Jahr sage und schreibe 70 Freiwillige. Damit sind viele schoene Erinnerungen verbunden, aber wohl hauptsaechlich an die Leute die laenger blieben ( bis zu 5 Monate). Ueber die vielen anderen sagt sie, dass sie bloss Geld eingesammelt und zu Greenway geschickt hat. Manchmal haben Teilnehmer abgebrochen, Gruende hat Nitaya nie erfahren. Alles in allem: So viele Freiwillige sind der pure Stress fuer die Familie hier, schliesslich lebt man unter einem Dach. Ausserdem ist das viel zu viel Geld, was Greenway den Freiwilligen abknoepft.
Daher hat Nittaya Greenway den Laufpass gegeben und hat einen Homestay aufgemacht. Dass klingt nicht nur nach Urlaub, sondern hat auch ein bisschen was davon. Man kann zwei Wochen herkommen, sich bedienen lassen und sich eine Thailaendische Schule von innen angucken. Das kostet soviel, wie in einem normalen Guesthouse und ist bestimmt ausserst angenehm.

Man kann aber auch mehrere Monate bleiben und zahlt fuer diese Zeit bedeutend weniger, als fuer ein Guesthouse und wird als Familienmitglied aufgenommen. Darueberhinaus werden auch einige Erwartungen an dich gestellt, naemlich, dass du ernsthaft Englisch unterrichtest. Und zwar nicht wenig. Zwei Schulen und wenns ist ein Englischcamp. Ich habe 95 Schueler und 12 Stunden pro Woche in Nittayas Schule. Zwei Tage die Woche bleiben dabei frei, die ich in der Grundschule von Semnjang (ihrem Mann) eingesetzt werde. In drei Wochen startet hier ein Englisch-camp, zu welchem mich der Direktor der Schule als Lehrer eingeladen hat.

Aber ich geniesse meine Zeit durchaus. Die Lebensweise, die Toiletten und Duschen, haben Saskia und ich schon auf unseren Reisen kennengelernt, das Essen ist nicht so scharf, wie alle tun und wenn doch, japsen selbst die Thais nach Luft und wischen sich den Schweiss von der Stirn. (Die moegen zwar ueberall chili reintun, aber aufm Loeffel mag ihn keiner haben, daher klebt hier an jedem Tellerrand nach dem Essen ein kleiner Haufen Chilischoten.)

Es gibt allerdings in dieser Gegend Thailands einige Besonderheiten. Damit meine ich nicht die Haehnchenkeulen mit Reis zum Fruehstueck - nein das liebe ich inzwischen und hat mir das gewohnte Nutellabrot voellig ersetzt. Viel eher meinte ich eine seltsame Entdeckung auf dem Montagsmarkt in Ban Kruat... Ungeziefer, gegrillt und mit oeliger Sosse bespritzt. Grasshuepfer und Schmetterlingslarven. Ich weiss nicht was mich fuer eine Abenteuerlust getrieben hat, aber ich hab doch tatsaechlich gefragt, ob wir das kaufen koennen. Und es stellte sich heraus, dass Semnjang das Zeug liebt. Damit war dann dem Greuel Tuer und Tor geoffnet, am Abend hatte ich das Ungeziefer auf dem Teller und am naechsten Tag gab es das naechste: Riesen-Ameisen, lebende.
Die hab ich allerdings nicht mehr probiert. Das war mir dann zu merkwuerdig, wenn das dann halbtot auf meiner Zunge tanzt. Heuschrecken und Larven hab ich allerdings gegessen. Was aber auch enttauschend war und nicht zu empfehlen. Larven sind einfach nur mehlig und die Heuschrecken sind knusprig und schmecken wie Schweinefleisch, was erstmal toll ist - aber dann hat man die Fuehler im Mund und es kommt eigentlich gar keinem Schmecken mehr gleich, sondern bloss mehr einer Fliege die sich zwischen deinen Zaehnen verfangen hat.



Der Eindruck, den ich hier in der ersten Woche gewonnen habe, ist mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ein falscher.
Denn mir kommt es hier vor wie in einem zwar ziemlich klimatisch stark veraenderten aber doch zivilisiertem, zweiten Unterschleissheim. Es gibt zwar nur eine Strasse und die wenigsten Hauser sind aus Stein, doch die Gaerten sind huebsch, die Wasserbueffel haben genug Gras und alles ist reinlich. Die Menschen gruessen und alles wirkt freundlich.
Ich bin noch unentschlossen, wie ich manche Erlebnisse in dieses idyllische Bild einordnen sollte.

- Das erste merkwuerdige Gefuehl beschlich mich, als wir zufaellig bei Bekannten von Semnjang zu Abendessen waren. Die Kinder spielten Computer und die Eltern sassen im Garten und grillten.. (vielleicht geht euch jetzt der Vergleich mit USH auf), es wurde gefuttert, gelacht und getrunken. Ich hatte auch schon so meine paar Bierchen und meine Gegenueber, allesamt Lehrer, hatten reichlich vom Thai-Whiskey mit Soda. Ich unterhielt mich mit dem Sohn des Hausherrn auf Englisch, weil ich bei jeder Gelegenheit als Nachhilfe angeboten werde. Der Hausherr selbst war aber der lustigste von allen und fuehlte sich mir sehr verpflichtet. also hat er seinen magren Wortschatz ausgeschoepft und mit mir konversation betrieben, soweit das ging mit seinem Pegel. Nun es kam dann der Moment, wo er mir - nachdem er seinen Lebensweg vom Tempeljungen zum Soldaten erzaehlt hatte - wo er mir anbot schiesen zu ueben. Nun ich weiss ja schon, dass man hier sehr Militaerbegeistert ist und vrsuche einfach vom Thema abzulenken, weil ich im Stillen eigentlich versuche den Sohn von Nittaya von seinen Ueberlegungen zur Armee zu gehen abzubringen. Aber der Hausherr ist hartnaeckig und dann sagt er mir, ich solle ihm Bescheid geben wenn ich fertig bin. Ich hab dann unglaubig wannee? gefragt, also heute? Und ehe ich noch gucken konnte, hoer ich es klacken und hab seine entsicherte Pistole unter den Nasenfluegeln. Und zwar nicht so rum, wie sich ein vorsichtiger Betrachter gerne seine erste Begegnung mit einer Pistole vorstellt, sondern mit dem Loch zu mir.
Die angetrunkenen Freunde meines neuen angetrunkenen Freunds beeilten sich dem guten Mann das Ding aus der Hand zu nehmen. Herrschaftszeiten! Da ist mir das Herz aber mal in die Hose gerutscht. Er hat den ganzen Trubel gar nicht verstanden und man verbruederte sich alsbald mit einer neuen Runde Thai-Whiskey.

- Als ich wieder in die Schule ging, fiel mir auf, dass fast alle Schueler Rucksaecke von WorldVision haben und ebendiese Organisation hat dann auch meine Stunde unterbrochen und die Schueler zu einer Besprechung zusammengerufen. Ich bin nicht hingegangen, aber Nittaya hat mir erklaert, dass diese Organisation sehr gut waere und viele Patenschaften in der Schule unterhaelt.
Nitaya selbst hat wohl nichts mit ihnen zu tun, sie organisiert fuer die Schule aber auch viel Unterstuetzung, die Bibliothek, die sie verwaltet, hat sie mit Geld aus Bangkok und den USA gebaut. Im Hof stehen zwei Wasseraufbereitungs-Anlagen, die Regenwasser zu Trinkwasser machen. Ueber Bekannte in den USA hat Nittaya mehrere Schulpatenschaften finanziert.

- Viele Schueler verschwinden fuer mehrere Monate aus den Klassen, weil sie mit ihren Eltern arbeiten gehen, das heisst oft auch in andere Orte wandern. Wenn die Eltern die Kinder zurueckbringern sagen sie, dass sie woanders zur schule gegangen sind. In wahrheit haben sie die Kinder aber bloss bei der anderen Schule angemeldet, hingegangen sind sich nicht.

- In meiner Klasse sitzt ein Maedchen mit Down-Syndrom. Sie kann dem Unterricht nicht folgen, auch nicht lesen und nicht schreiben. Das liegt allerdings nicht daran, dass ihr die Kapazitaeten dafuer voellig fehlten, sondern, daran, dass die Lernumgebung fuer sie unertraeglich ist. Die eltern konnen sie nicht auf eine Schule fuer Behinderte schicken, wo sie ihren Faehigkeiten enstprechend lernen kann, weil das zu teuer, bzw die Entfernung zu gross ist. so sitzt das Maedchen jeden Tag in der Klasse und guckt Bilderbuecher. Als ich sie das erste Mal gesehen hab, hat sie ihre Mutter zu spaet zur Schule gebracht und sie hat Rotz und Wasser geheult. Waehrend zuerst Verunsicherung und vielleicht Mitleid in der Klasse umherging, hat sich bald ein Lustigmachen breit gemacht und als sie dann endlich im Klassenzimmer war, verkruemelte sie sich in die hinterste Ecke. Nitaya erzaehlt mir, dass das Maedchen oft einschlaeft und irritiert ueber den schulhof lauft, dann holt man sie und laesst sie in der Bibliothek schlafen. nittya meint, dass viele schlimme Dinge an andern Schulen passiert waeren, Vergewaltigungen und Entfuehrungen, deswegen will sie sie beschuetzen.

- Als wir gestern von Freunden nach Hause gefahren sind, steht in der Dunkelheit ein Maedchen an eine Strassenlaterne gekauert. Als wir vorbeifahren sieht Semnjang aus dem Fenster und haelt den Wagen an. Nittaya spricht auf Thai mit ihrem Mann und sagt auf Englisch: Waiting for men. Es hoert sich aber mehr nach einer Frage an und irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Semnjang faehrt jedenfalls weiter und blickt sich noch mehrmals um, als ich hinter sehe kann ich noch eine Person sehen, allerdings stehen bloss die Beine im Licht.
Jetzt fragt ihr bestimmt, wieso ich nicht nittaya frag, was das war - das problem ist bloss, dass ich genau weiss, dass solche Fragen viel laecheln und keine Antwort bedeuten. Vielleicht wenn mal wieder eine gute Gelegenheit ist, aber momentan zerre ich noch am missglueckten Konigsgespraech. (Ich hab gewusst, dass das mein Fettnaepfchen wird)


Das sind einfach Dinge ueber die ich nachdenken muss. Es ist vielleicht doch ein wenig anders, als alles scheint. Denn natuerlich ist das hier ein auesserst angenehmer Homestay, aber es ist eben auch ein Ort in dem World Vision ein eigenes Buero hat, wo Schueler Patenschaften brauchen und wo ich mit europaeischen Massstaeben vielleicht falsch liege.

Ich will ueberhaupt keien Notsituation heraufbeschwoeren - weil wo ich mir das grad durchlese kommt mir das so vor. Ich habe nicht das Gefuehl, dass es den Leuten hier besonders schlecht geht. Da hungert man nicht und da ist vor allem Aktivitaet von der lokalen Bevoelkerung zu spueren. Wie gesagt, die Gaerten sind huebsch und die Wasserbueffel haben genug Gras. Aber nachdenken muss ich und weiter gucken.

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1 Kommentare:

Blogger Unknown sagt...

im not laughing.
it's just a cute thai.
but i think your name is โธมัส.
and i'm your blog fan who request for an english post.
how about bi-ligual here or a new one in english only?

anyway, i will come to visit as often as possible..

but hey, i miss your pictures. did you take any pictures there?

แม่แจน

17:14

 

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